27. Oktober 2010

Wir im Süden - Spaziergang durch ein Viertel im Wandel

Vor kurzem hat die SPD Moabit einen Spaziergang durch das Westfälische  Viertel geführt, zu dem auch die Elberfelder Straße gehört. Es ging um Gentrifizierung. Ein Begriff, der die Aufwertung von Wohnvierteln beschreibt, hin zu begehrten Wohnlagen. Zu höheren Mieten und Immobilienwerten. Wohlhabende verdrängen dann jene, die wegen steigender Mieten in günstigere Viertel umziehen müssen. Bereits die lokalen Geschäfte zeigen den Wandel an: vom Schuster, Bäcker, Friseur zu edlen Cafes, Kunstgalerien und Praxen gehobener Dienstleistungen. Soweit die Theorie.

In der Praxis ist einiges davon auch bei uns zu beobachten. Der Mietpreisspiegel weist das Viertel überwiegend als „gute“ Wohnlage aus. Das ist bereits die höchste Stufe. Die teuersten Eigentumswohnungen Moabits werden hier gebaut. Ob es zu Verdrängungen kommt, ist nicht bekannt. Das Thema Gentrifizierung ist deshalb so schwierig zu beurteilen, weil es nicht generell negativ verstanden werden kann. Sie wirkt der Verelendung entgegen, bringt Kaufkraft ins Viertel. Vielleicht kümmern sich die Leute mehr um ihren Kiez, setzen sich ein und stellen als gesellschaftliche Mittelschicht auch lokal einen wichtigen Teil der Gesellschaft. Vielleicht kümmern sie sich auch nicht, weil sie beruflich sehr engagiert sind. Pauschal kann man das nicht sagen.

Möglicherweise also entsteht ein guter Gegenwert für steigende Wohnkosten. Problematisch wird es jedoch dann, wenn sich die Durchmischung von mehr und weniger Finanzkräftigen zu Lasten der Letzteren auflöst. Wenn sich in Südmoabit ein Lebensgefühl entwickelt, das sich mit dem „armen Norden“ der Turmstraße nicht verbunden fühlt. Es am liebsten hätte, Moabit hörte dort auf und ließe einen in Ruhe, man selbst braucht es jedenfalls nicht. Lösungen scheint es nicht zu geben, auch der SPD-Spaziergang blieb sie schuldig. Der Wohnungsmarkt ist immer in Bewegung.

Wem es darum geht, dass es in Moabit schöner und besser wird, der sollte auf „den Norden“ schauen.  „Im Süden“ ist bereits vieles getan.