15. März 2009

Gegen das Vergessen - Gedenksteine in der Elberfelder Straße

Nachbarn haben die Verlegung von Gedenksteinen organisiert und finanziert, die vor der Elberfelder Str. 20 an jüdische Mitbewohner erinnern, die während des III. Reiches verschleppt und umgebracht wurden.
Ein Auszug aus ihrem Brief:
"Liebe Nachbarinnen und Nachbarn,
in unserem Viertel haben viele jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger gewohnt, die von den Nazis in Konzentrationslager deportiert und dort ermordet wurden.
Auch aus unserem Haus wurden 1940, 1941 und 1942 fünf Personen in Vernichtungslager in Theresienstadt, Lodz, Minsk und Dachau deportiert und kamen zu Tode.

Seit einigen Jahren werden in Berlin, aber auch in anderen Städten Deutschlands, auf Initiative des Bildhauers Gunter Demnig sog. „Stolpersteine“ im Pflaster vor den Häusern der nationalsozialistischen Opfer verlegt. Dabei handelt es sich um Messingpflastersteine mit den Namen und den wichtigsten Daten der Ermordeten.
In Moabit gibt es inzwischen eine ganze Reihe solcher im Boden verlegter Gedenksteine. Wir konnten persönlich am 14.7.2007 vor dem Haus Bochumer Str. 9 an einer sehr bewegenden Gedenkveranstaltung mit „Stolpersteinen“ für die Fam. Sadunischker teilnehmen. Dies war für uns der letzte Anstoß, auch in unserem Haus ein solches Gedenken an diese bedauernswerten Opfer des Nationalsozialismus zu initiieren.
Wir haben das Glück, bisher im eigenen Land von einem Krieg und einer solchen Schreckensherrschaft verschont geblieben zu sein.
Auch aus Dankbarkeit dafür und in Gedenken der 5 Ermordeten aus unserem Haus haben wir diese Initiative ergriffen, die in der Eigentümer-Versammlung 2007 Unterstützung gefunden hat."


Die Verlegung der Steine fand am 06.März 2009 statt.
Darüber ist ein Artikel im Berliner Abendblatt erschienen.
(Nur) die gesamte Ausgabe kann als pdf hier geladen werden (4,7 MB):
Berliner Abendblatt 21.März
Laut Artikel wurden insgesamt 102 Nachbarn aus der Elberfelder Straße deportiert.

Weitere Informationen:
Webseite Stolpersteine
Wikipediaeintrag zu Stolpersteinen
Bei Interesse kann ein Kontakt zu den Organisatoren
der Elberfelder Str. 20 vermittelt werden.
Das erste Foto zeigt die Verlegung durch den Bildhauer Gunter Demnig.



Fotos anklicken zum Vergrößern

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Finde ich gut!

Ich habe am Tag der Einrichtung nachts das Kerzenlicht und die Blumen gesehen und bin dann zu den Stolpersteinen gegangen.
Ich finde diese Art der Erinnerung schön, sie ist unaufdringlich und nicht belehrend und hift doch, die Menschen nicht zu vergessen, denen von meinen Vorgenerationen einst Leid zugefügt wurde.
Ich hoffe, dass die Seelen der Opfer und Täter miteinander Frieden finden und bedanke mich für die Erinnerung an die Vergangenheit der Menschen meiner Straße, in der ich wohne. Gerne wohne.

Ich wünsche uns ein freundliches und friedliches und tolerantes Miteinander in unserer Straße und danke den Initiatoren.